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LaSLo hat sein S verloren

Hier ein Text, den ich vor Kurzem wiedergefunden habe und den ich 2015 zum Tode meines Freundes und langjährigen Mitmusikers Hajo Schalles verfasst hatte. Ihn heute zu lesen, spült Einiges wieder hoch. Wie schnell wird jemand heute vergessen. Das hier soll die Erinnerung an Hajo bewahren helfen:


Am siebten Oktober 2015, 8.53 Uhr, erreichte mich die SMS von Dragan: „Ika hat
mich vor wenigen Minuten informiert, dass unser Freund Hajo heute morgen
verstorben ist.“
Fassungslos starrte das Display an, der Verstand wollte Karussell fahren. Hajo
kommt nicht mehr zurück? Nie mehr? Ich weigere mich immer noch, das zu
begreifen.
Ja, es stand nicht gut, aber die Perspektive war da. Er hatte es doch schon einmal
geschafft! Und doch reichten jetzt die Kräfte nicht mehr ...
Alter Freund, wir haben seit '84 zusammen Musik gemacht und das soll jetzt zu
Ende sein? Das war, nein, das ist wie eine musikalische Lebensgemeinschaft. Das
kann man sich von außen nur schwer vorstellen. Hajo und ich waren in der Musik
ein eingespieltes Team, wie man es als Musiker nicht oft findet. Er war richtig
kreativ, gerne dem Neuen zugewendet und seine Stimme, ob als erste oder zweite,
passte perfekt.
In 2015 waren eigentlich gute Auftritte für uns. Der Gig bei den Pfadfindern hat
riesig Spaß gemacht. Und der Barfly-Gig im Lion's Lounge mit der Raviolidose war
echt lustig. Schade nur, dass so wenige da waren. Aber die konnten ja nicht wissen,
dass sie dich eines der letzten Male haben spielen sehen. Wir beide auch nicht. Und
dann war da noch das gute Konzert am 22. August bei Wienemann. Du warst schon
angeschlagen, aber ich und viele andere empfanden den Auftritt als besonders. So
möchte ich mich daran erinnern und ...
… an uns als Freunde.
Nicht solche, die ständig zusammen hockten, aber auf unserer musikalischen
Zeitreise haben wir Unzähliges erlebt, das hat uns zusammen geschweißt hat. Die
nicht mehr zu zählenden, schlecht bezahlten Kneipenauftritte, zum Beispiel, als wir
mit unseren akustischen Instrumenten gegen johlende Fußballfans oder knallende
Knobelrunden anspielen mussten. Immer und trotz allem haben Hajo und ich unser
Bestes 'raus gehauen. Ganz gleich ob viele Leute da waren, oder nur fünf
Zuschauer. Irgendwer hat immer zugehört und es hat manchem gefallen. Das gilt
für unser Barfly-Duo, aber auch besonders für unsere kleine Band LaSLo. Unser
Name setzt sich aus den drei Nachnamen zusammen: Langenberg, Schalles und
van de Locht. Jetzt wird das „S“ nie mehr mit von der Partie sein. Jochen geht es
dabei ganau so mies, wie mir.
Und dann die Dinge, die der lokale Mucker erlebt, die typische Musikerkost aus der
Fritteuse oder dem Pizzaofen, sporadisch übermäßiger Alkoholkonsum beim Auftritt,
schräge Leute, die man kennen lernt, extreme Unterkünfte bei auswärtigen
Auftritten; vom Nächtigen in Autos über irgendwelche Messiebuden und durch
gelegene alte Matratzen bis zum Hotelzimmer gab es alles. Musik machen auf
diesem Level ist mit manch nächtlicher Fahrerei und Schlepperei verbunden. Das
haben unsere Rücken über die Jahre gemeinsam zu spüren bekommen. Auch das
Klinken putzen bei Wirten und Veranstaltern kam nicht zu knapp vor.
Vorbei, alles vorbei. Es wird nie wieder so sein. Man sagt „Eine Tür geht zu, dafür
geht eine andere auf.“ Das mag sein, aber auf die andere Tür bin ich im Moment
überhaupt nicht neugierig.
Hajo, mein Freund, ich werde dich mehr als vermissen. Nicht nur als Musiker, aber
auch das. Als solcher finde ich etwas Trost in der Vorstellung, dass du vielleicht
demnächst mit Jack Bruce, Felix Pappalardi, John Enwhistle, Noel Redding oder Jaco
Pastorius „da oben“ jammen kannst. Vielleicht braucht Ihr dann irgendwann einmal
einen Sideman?

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