Auftritte, in Musikerkreisen auch "Gigs" genannt, sind ein rares Gut. Der Musikschaffende im ländlichen Raum ist vom Auftrittsmangel besonders gebeutelt. Man versucht jedes Jahr, eine mehr oder weniger feste Tour durch Kneipen, Kaschemmen und Spelunken durchzuziehen. Stadtfeste und Ähnliches werden auch mitgenommen. Die Gagen sind meist bescheiden, im Gegensatz zu den Erwartungen an die Musiker.
Wie habe ich immer die Bands beneidet mit den T-Shirts, auf denen ihre aktuellen Tourtermine aufgedruckt waren. Heute habe ich manchmal den Verdacht, dass das größtenteils erfundene Termine sind.
Wie auch immer, jedes Jahr müssen wir uns unsere Tour neu erkämpfen. Auch an Spielstätten, die wir längst sicher geglaubt hatten. Manchmal kommt man wohin, oder ruft dort an und erfährt: "Für euch ist dieses Jahr kein Termin mehr frei. Wir haben uns überlegt, mal die Schülerband 'XYZ' (Name geändert) spielen zu lassen. Die spielen auch für Gottes Lohn und im nächsten Jahr gleich wieder."
Oder die Läden werden gleich ganz geschlossen.
Oder wir hören: "Das gehört nicht mehr zu unserem Kerngeschäft."
Oder: "Diese Gage kann ich euch nicht mehr zahlen. Es gibt genug, die liebend gerne umsonst hier auftreten würden!."
Also bitte, Musiker sind auch Handwerker! Ich möchte mal das Gesicht von Klempner Soundso sehen, wenn ein Kaschemmenwirt ihm einen solchen Spruch reinreicht. Der macht auf dem Absatz kehrt. Angebot und Nachfrage, so ist das beim öffentlichen Musizieren eben auch. Dabei wird, anders als beispielsweise bei Klempnern, seltener nach der Qualität der Arbeit ausgewählt. "Es wird schon niemand zuhören. Hauptsache. es kommt Krach aus irgendeiner Ecke.", scheint der Grundgedanke zu sein. Und so kommt es, dass die Billigkonkurrenz aus "Nahwest" immer mehr Auftritte zu Dumping-Gagen abgreift. Vielleicht merken die ja irgendwann, dass sie so allen das Wasser abgraben, außer den Veranstaltern, die sich die Hände reiben.